Letizia, die Königin, die das spanische Volk jetzt braucht (2025)

  • Kultur

Katastrophe in Spanien Letizia ist die Königin, die das Land jetzt braucht

  • von Christine Zerwes
  • 4 Min
Letizia, die Königin, die das spanische Volk jetzt braucht (1)

Die verzweifelten Menschen in Paiporta schreien Königin Letizia und König Felipe an, bewerfen sie mit Schlamm. Doch vor allem die Monarchin zeigt in dieser Situation Größe und Herz.

"Mörder, Mörder", schreien die Menschen aufgebracht. Sie werfen Schlamm, Stöcke und Steine. Die Augen der Königin von Spanien schimmern feucht, ihr Gesicht ist dreckverschmiert. Mit ihrem Mann, König Felipe VI., ist sie ins Katastrophengebiet gereist, in die besonders stark betroffene Gemeinde Paiporta, um den Menschen ihre Unterstützung zu zeigen. Doch die wollen keine royale Geste, "Haut ab!", schallt es aus der Menge. Die Situation ist gefährlich, droht zu eskalieren, Polizei und Sicherheitsleute bekommen sie nicht in den Griff. Premierminister Pedro Sánchez und der konservative Regionalpräsident Carlos Mazón sind mit dem Königspaar in die Region gekommen, nach kurzer Zeit entfliehen beide Politiker der Menge.

Letizia und Felipe aber bleiben. Trotz des Geschreis, der Wut, der Verzweiflung. Oder gerade deshalb. "Wie können sie nicht so empfinden? Wie können sie nicht wütend sein?", sagt Königin Letizia später der spanischen Zeitung ABC. Zu tief sitzt die Trauer, zu lange hat man sie allein gelassen, zu spät kamen die Warnungen und die Hilfe, sagen die Menschen. Die Königin versucht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, sie drückt Hände, hört sich die Vorwürfe an, umarmt weinende Frauen und Männer. Immer wieder ringt sie selbst um Fassung, Tränen stehen ihr in den Augen. So emotional, so nahbar haben die Spanier ihre Königin lange nicht erlebt.

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Königin Letizia, die Kühle

Letizia von Spanien galt viele Jahre als distanziert und kühl. Das Volk will nicht so recht warm werden mit dieser Bürgerlichen, die 2004 ins Königshaus einzieht und die noch dazu schon einmal verheiratet war – zum Glück nur standesamtlich, sonst wäre der Unmut wohl noch größer gewesen im katholischen Spanien. Entsetzt ist man im Land, als Felipe die Journalistin 2003 als seine Verlobte präsentiert. Seine Mutter Sofia, die damalige Königin, soll sich sogleich gegen sie gestellt haben. Und König Juan Carlos I. wittert in ihr gar den Untergang der Monarchie. Dass er den auch ganz gut allein herbeiführen kann, zeigt er dann ein paar Jahre später: Ehebruch, Lügen, Finanzskandale – als Juan Carlos 2014 abdankt, ist die Beliebtheit der spanischen Monarchie auf einem historischen Tiefpunkt. Und Letizia wird zur Königin an der Seite von Felipe VI., viel früher als gedacht.

In den Jahren darauf wächst Königin Letizias Beliebtheit im Land. Zu ihrem 50. Geburtstag im Jahr 2022 schreibt die spanische Presse gar, sie sei zum "Bollwerk gegen alle Angriffe auf die Monarchie avanciert" und feiert den "Sieg der Rebellin", die ihre Töchter so wohlerzogen hat, ihr Leben dem Königshaus unterordnet und die Nähe zum Volk sucht. Zwar gibt es über die Jahre immer wieder Meldungen, die Ehe von Letizia und Felipe bestünde nur noch auf dem Papier und zum Schein, doch den beiden gelingt es, ein frisches Lüftchen in die Monarchie zu pusten.

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Die nächste Schmutzkampagne

Ausruhen auf der Sympathie-Welle aber kann sich Letizia nicht. Der nächste Skandal bricht Ende 2023 herein, als der Journalist und Adelsexperte Jaime Peñafiel ein Buch über die Königin veröffentlicht unter dem Titel "Letizia y yo", zu Deutsch "Letizia und Ich". Darin wirft er ihr eine Affäre mit ihrem Ex-Schwager Jaime Del Burgo vor. Und zum 20. Hochzeitstag des Paares im Mai 2024 legt er nach, mit einem weiteren Buch: In "Das Schweigen der Letizia" behauptet Peñafiel, Letizia habe sogar acht weitere Liebhaber gehabt, seit sie mit Felipe verheiratet ist. Es mag ein Zufall sein, dass der 91-jährige Autor wohl ein gutes Verhältnis zum ehemaligen König Juan Carlos hat, der seiner Schwiegertochter nicht gerade wohlgesonnen ist.

Letizia schweigt zu den Geschichten, die über sie kursieren. So will es das strenge spanische Hof-Protokoll, so gehört es sich für eine Königin. Damals, als Felipe sie um ihre Hand bat, soll sie nicht sofort "Ja" gesagt haben. Sicher war ihr klar, wie sehr sich ihr Leben mit dieser Hochzeit verändern muss.

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Letizia Ortiz wurde im September 1972 geboren, als älteste von drei Töchtern und wuchs in einem Dorf in Nordspanien auf. Ihr Vater war Journalist, die Mutter Krankenschwester. Schon mit elf Jahren moderierte Letizia Ortiz jeden Samstag eine Kindersendung im Radio, nach dem Abitur studierte sie Kommunikationswissenschaft in Madrid.

Karriere als Journalistin

Später arbeitete sie unter anderem bei der spanischen Presseagentur EFE und bei CNN+. Im Jahr 2000 fing sie beim Sender TVE an und stieg bald ins Reporterteam auf. Ehemalige Kollegen wie der Fernsehmann und Buchautor José Infante erinnern sich an sie als "rasend ehrgeizig, angeberisch und vorlaut". Wäre sie ein Mann, würde man sie vielleicht als zielstrebig und selbstbewusst beschreiben. Schon als Reporterin ist Letizia Ortiz zäh und schreckt nicht vor schwierigen Einsätzen zurück. Ob im Ölmatsch an der galizischen Küste oder mit Schleier vor einer zerbombten irakischen Moschee. Zuletzt arbeitete sie bei TVE als Sprecherin des iberischen "Tagesthemen"-Äquivalents "Telediario Matinal".

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Beim Auftritt in Paiporta hat Königin Letizia nun wieder ihre Stärke gezeigt, ihre Standhaftigkeit, auch wenn eine Situation mal brenzlig wird. Und ihre Herzenswärme – von Unnahbarkeit oder Kühle erzählen die Aufnahmen nicht. Die Königin, sonst stets wie aus dem Ei gepellt, steht mit Schlamm bespritzt und zu Tränen gerührt unter den Menschen. "Trotz des Geschreis und der Kriegsszenen, die sich in diesen Minuten abspielten, wollte sie mit ihrem Sicherheitsteam nicht gehen, denn sie verstand die Anspannung, die Wut und die Verzweiflung", schreibt das spanische Magazin "Hola". Gut möglich, dass Königin Letizia der spanischen Monarchie schon wieder einen großen Dienst erwiesen hat.

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